Der gestrige Tag war ein Besonderer für mich, da ich nach 3 1/2 Monaten zum allerletzten Mal früh aufstehen musste, um zum Busbahnhof an der
Wynard Station zu gehen, von wo aus ich mit dem Bus eine Stunde, über die
Harbourbridge und am
Operahouse vorbei, durch die nördlichen Vororte Sydneys bis nach Warriewood fuhr, wo ich nach 20-minütigem Marsch dann bei der
Land & Sea Company ankam. Zum letzten Mal habe ich mich bei der Stempeluhr eingestempelt und dann den Tag damit verbracht, Schwimmflossen, Taucherbrillen, Neoprenanzüge, Schnorchel, Surfboards und allerlei andere Tauch- und Surfartikel zu verpacken und an verschiedene Sportgeschäfte in ganz Australien, Neuseeland, den Fidji-Inseln und weiter sogar bis nach Afrika zu versenden. Am Abend dann habe ich mich zum letzten Mal ausgestempelt, den Bus 1 1/2 Stunden zurück in die Stadt genommen, um erschöpft nach Hause zu laufen.
Als ich dort angefangen habe waren wir vier Backpacker und zu zweit in der Packabteilung. Als das Sommer-und Weihnachtsgeschäft im November losging, und da - wie ihr euch vorstellen könnt - Surfboards hier beliebte Weihnachtsgeschenke sind, bekamen wir richtig viel zu tun und auch Zuwachs: zwischenzeitlich waren wir bis an die 20 Backpacker aus verschiedenen Nationen (hauptsächlich Deutschland und Schweden) plus die fest angestellten Australier oder Neuseeländer, die im Lagerhaus oder in der Packabteilung (dort mit sieben Leuten) beschäftigt waren. Am Ende waren wir wieder nur vier Backpacker und davon zwei am Packen.
Auf dem Bild sind v.l.n.r. Anett (DK), Wibke (D), Anna (DK), Tyra (GB), Sönke (D), Melanie (D), Daniel (D) zu sehen, mit denen ich am längsten, nämlich über einen Monat, zusammengearbeitet habe.Ich habe es dort tatsächlich am längsten von meinen Kollegen ausgehalten. Manche hatten schon nach einem Tag die Schnauze voll, andere sind nach ein paar Wochen weitergereist oder haben sich etwas anderes gesucht. Die Company an sich ist vergleichsweise ziemlich klein und könnte sich noch mehr Personal sparen, wenn sie ein effizientes Logistiksystem einführen würden. Es ist für Deutschland unvorstellbar durch wie viele Hände hier ein Produkt von der Ankunft an irgendeinem Lagerhaus geht, nachdem es zigmal umgestapelt und weitertransportiert wurde, auf Paletten, dann in Regale verräumt wird um letztendlich verpackt zu werden und dann noch 3-5 weitere Schritte durchläuft bis es von verschiedenen Kurieren abgeholt wird...Trotzdem nimmt der Chef sich und seine Firma sehr wichtig, fährt zwei verschiedene Porsche, sucht und findet immer etwas, meist Lächerliches, über das er sich bei uns Arbeitern beschweren kann, beobachtet immer aufmerksam seine Bildschirme der Überwachungskameras und motiviert seine Angestellten mit Schildern wie "Don't be part of the problem, be part of the solution!" oder "If in doubt, ask the RIGHT person!" und "Error free zone!", mit denen die Wände vollgeklebt sind. Aber wenn man sich von Anfang an eine gewisse Gleichgültigkeit ihm gegenüber aneignet, ist es dort ganz gut auszuhalten, denn es gibt sehr nette Kollegen und wir haben viel gelacht, auch wenn es immer wieder kleine Streitereien wegen der Musikauswahl gab, und man lernt viele neue Leute aus allen möglichen europäischen Ländern kennen.
Simon, Addy und Rob, die Festangestellten, mit denen ich täglich zu tun hatte.So haben wir es also geschafft durch die stressigsten Zeiten zu kommen, in denen man immer wieder zu schnellerem Arbeiten angetrieben wurde, durch Tiefpunkte, in denen fast keine neuen Aufträge reinkommen und man in seiner Verzweiflung zum zehnten Mal den Boden fegt oder das Kartonlager aufräumt, um den Anschein zu erwecken "busy" zu sein; ich habe mitbekommen, wie Leute gefeuert wurden und neue kamen, wir haben geholfen die Firma vor dem Ruin zu retten, als sowohl nach den Weihnachtsfeiertagen als auch nach Silvester das gesamte Lagerhaus unter Wasser stand, dank eines Lochs im Dach, und wir mit allen zur Verfügung stehenden Plastikbehätern hereinströmendes Wasser auffingen bis ein Teil des Dachs dann völlig einbrach und wir mit Handtüchern und Wischmops auf dem Boden rumkriechen mussten und danach alle Produkte aus dem Lager ausräumen und wir haben höchstpersönlich drei Tage lang aufgeräumt, Fenster geputzt, Wände gereinigt, Staub gesaugt und gefegt, um einem der wichtigsten Kunden eine saubere Firma zu präsentieren.
Die ersten paar Wochen war ich nach der Arbeit sehr erschöpft, hatte Rücken- und Fußschmerzen, doch mit der Zeit habe ich mich an die Art von Arbeit gewöhnt und sogar in den wenig verbleibenden Stunden nach der Arbeit noch Sachen auf die Reihe bekommen.
Jeden Freitag gab es für zwei Dollar Barbeque und immer wenn jemand Geburtstag hatte wurde die Arbeit für fünf Minuten eingestellt, um ihm ein Liedchen zu singen und Kuchen zu essen. Sogar ein Bonussystem haben sie eingeführt, bei dem man, nachdem sich eine mutige Dänin für uns alle eingesetzt hatte, sogar die Chance hatte, hin und wieder ein paar Dollar extra zu verdienen, wenn man eine bestimmte Grenze an Output an seiner Bank geschafft hat.
Ich hatte also 3 1/2 Monate einen sicheren und regelmäßigen Job und konnte mir sogar etwas Geld ansparen, das für die Weiterreise am 22.Februar sehr hilfreich sein wird.
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